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 Andreas Helfenbein im Interview, Seite 1
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Road To The Top
Andreas Helfenbein - Arbeitsalltag in strömendem Regen

Gab es einen Moment, in dem Sie an der Entscheidung, Jockey zu werden, gezweifelt haben?

Schon. Es gab Momente, da trat ich auf der Stelle, kam nicht weiter voran, eher wieder rückwärts, und da verliert man auch schon mal ein bißchen den Mut. Aber ich hab mich nie ganz aufgegeben. Es gab mal den Zeitpunkt, wo ich mir gesagt habe, "Ich hab jetzt noch eine Saison vor mir, und entweder werde ich wirklich akzeptiert, oder ich suche mir einen anderen Job. " Das war das vergangene Jahr, als ich Freelancer war. Da habe ich von Januar bis Dezember Rennen geritten - ich habe gemeinsam mit Andreas Suborics die meisten Ritte gehabt - und 94 Sieger geritten. Und ohne einen festen Stall im Rücken zu haben, war ich Dritter in der Statistik.

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Wie kam es dazu?

"Durch das elektrische Pferd habe ich meinen Stil total verändert"

Andreas Helfenbein: Ich habe mir das elektrische Pferd gekauft, und habe meinen Stil total verändert. In dem Jahr habe ich mich wirklich auf den Hosenboden gesetzt, meine Muskeln aufgebaut, mein Fett abgebaut und hab trainiert, trainiert, trainiert. Der Squash-Park, das war mein zweites Zuhause. Ich hatte ja keinen Stall, in dem ich morgens im Training hätte reiten können.
Also bin ich morgens um zehn Uhr in den Squash-Park zum Training gegangen, und bin manchmal erst wieder um sieben oder acht Uhr abends nach Hause gekommen. Und das hat man dann beim Rennreiten, vor allem bei den stärkeren Endkämpfen, ganz schnell gesehen.

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Das Training auf dem elektrischen Pferd, das funktioniert also? Es wirkt, wenn es stillsteht, erstmal sehr behäbig, nicht wie ein Rennpferd, das ja nie stillstehen würde.
Andreas Helfenbein: Aber das ist doch gerade der Vorteil daran. Man kann Sachen auf dem elektrischen Pferd üben, die man im Rennen gar nicht bewußt wahrnimmt. Im Rennen sind das ja Sekunden-Entscheidungen. Ganz schnell muß man den Stock wechseln, wenn das Pferd ein bißchen nach links hängt, zum Beispiel, und dafür muß man den richtigen Griff kennen.
Man kann alles lernen. Allerdings nur, wenn man genau beobachtet, und es sich einprägt, und im Rennen kann man eben nicht anfangen zu überlegen "Wie machst du es?" oder "Wie war das jetzt?", das muß ein Griff sein, der im Kopf drin ist. Sonst ist es vorbei. Dann macht man Fehler, und verliert bessere Plätze.
Ein Rennpferd kann 60 km/h erreichen. Und mein Simulator genauso, den kann ich zwischen 30 und 60 Stundenkilometer einstellen.

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Hat man bei der Geschwindigkeit nicht manchmal Angst beim Rennreiten?

 

"Von den Top 10 Jockeys kennt keiner Angst"

Andreas Helfenbein: Wenn ich anfange, Angst zu kriegen, dann hör ich auf! Ich hab schon einige Stürze hinter mir, aber so richtig Angst bekommen habe ich noch nicht. Das ist wie beim Rennfahrer, wenn Schumi Angst hat, geht es nicht. Dann traut er sich nichts mehr, geht nicht in eine sich auftuende Lücke hinein, sondern zieht sich zurück. Jockeys, die Angst haben, taugen nichts. Ich glaube, keiner von den Top-10-Jockeys kennt Angst. Ja, ich hab manchmal so ein Gefühl, wo ich sage "Und Tschüs - jetzt ist es passiert", und dann "Huh... Glück gehabt". Oder ich falle runter, aber darin ist man auch geübt. Ich bin schon so oft im Dreck gelandet, irgendwie rollst du dich immer ab. Wenn was passiert, dann hätte mir das genauso auf der Straße passieren können. Wobei ich aber hinzufügen muß, daß Stürze im Rennen selten sind.
Pferde, besonders Vollblüter, sind hochsensible Tiere. Wenn du da mit Angst hinkommst, dann spürt das Pferd das. Wenn du schlecht drauf bist oder gut, dann spürt es das auch. Sowas überträgt sich einfach. Sogar die Angst überträgt sich. Ein Pferd vertraut seinem Reiter.

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Die Stimmung des Jockeys hat also Einfluß auf sein Pferd?
Andreas Helfenbein: Ja, und dadurch auch aufs Rennen.

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Wenn man selbstsicher ist, und viel Vertrauen in das Pferd hat, dann hilft das im Rennen?
Andreas Helfenbein: Ja, das hilft. Ein Pferd ist genau wie ein Mensch, das kann im Hochleistungssport durchaus mal über seinen Schmerzpunkt hinausgehen.

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Wird das elektrische Pferd auch vom Jockey-Nachwuchs genutzt?
Andreas Helfenbein: Ja, es kommen jetzt einige zum Training her, die strengen sich richtig an und geben sich Mühe. Ich beobachte sie ja auch im Rennen - und da kommt schon was rüber.

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Wie ist denn die Lage bei denen, die jetzt lernen? Wer von denen hat denn eine gute Chance, es wirklich zu schaffen?

Andreas Helfenbein: Da sag ich keine Namen... (grinst) Es gibt ein paar, die mir sehr gut gefallen. Leider sind nur sehr wenige Jungs dabei.
Es gibt einen Stift bei Andreas Schütz mit viel Talent, und einen Amateur bei Peter Schiergen, der jetzt seine Lehre anfangen wird, der hat auch sehr viel Talent. Beide waren schon hier auf dem elektrischen Pferd, und ich sag mal, wenn sie das durchziehen, auch mit dem Pferd hier weiterzumachen, und auf dem Teppich bleiben, dann haben wir zwei richtige Jockeys in Deutschland. Das dauert noch ein bißchen, aber in vier, fünf Jahren ist das soweit.

"Ich würde jederzeit wieder Jockey werden"

War es eine gute Entscheidung, Jockey zu werden?

Andreas Helfenbein: Ja, auf jeden Fall. Ich würde es jederzeit wiedermachen.

Pferderennen online: Turfkönig  Titelseite Andreas Helfenbein Factfile  Mehr über Pferde, Jockeys und den Galoppsport
letzte Änderung: 30. April 1999 © Turfkönig - the virtual gaucho - Maike Hanneck
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