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Rennpferde negativ gedopt

"Millionen-Betrug auf der Rennbahn. Köln: Galopper mit Medikamenten müde gemacht. Tausende bei Pferdewetten ausgetrickst. Gangster-Bande kassierte kräftig ab." So titelt die Kölner Boulevard-Zeitung Express am 18. April. Hintergrund:
Bei den Pferden Constancy (startete am 21. März in Neuss), Oligos (14. März Frankfurt) und Swift Sovereign (5. April Köln) waren die nach den Rennen, in denen die Pferde unerwartet schlecht abschnitten, entnommenen Dopingproben positiv ausgefallen. Den Pferden war Chlorpromazin verabreicht worden, ein Beruhigungsmittel, so daß sie - trotz zuvor gezeigter guter Leistungen - in den jeweiligen Rennen nur im Hinterfeld einkamen. Davon profitierten die Täter, indem sie Wetten auf die anderen Pferde abschlossen.

Chlorpromazin ist ein Medikament, das auch in der Humanmedizin, vor allem bei psychisch Kranken, angewandt wird. Aufgrund seiner anxiolytischen, also angstlösenden Wirkung, wird es in der Tiermedizin verwendet, wenn Pferde beim Transport oder beim Hufschmied sehr unruhig sind. Es macht die Patienten - vier- wie zweibeinig - dabei müde. Chlorpromazin kann in Tablettenform verabreicht werden, große Sachkenntnis ist dazu nicht erforderlich.

Am 16. April wurden auf den Rennbahnen von Düsseldorf und Köln zwei Tatverdächtige verhaftet. Es handelt sich um (Ex-)Pferdepfleger, die den Pferden das Mittel im Futter verabreicht haben sollen. Mittlerweile werden noch mehr Stallangestellte verdächtigt, den beiden Drahtziehern zur Hand gegangen zu sein. Trainer Peter Schiergen soll zwei Pfleger entlassen haben, die mit den Tatverdächtigen Kontakt hatten.

Sollten die drei genannten Pferde die einzigen sein, die aufgrund von Chlorpromazin-Einwirkung als Favoriten versagten, kann von einem Millionen-Betrug nicht die Rede sein. Auf den Rennbahnen Neuss, Köln und Frankfurt werden im Schnitt pro Rennen 100.000 DM umgesetzt, die Dotierung der Rennen war deutlich geringer. Natürlich sind die Besitzer, Trainer und nicht zuletzt Wetter der Pferde Oligos, Constancy und Swift Sovereign zu Recht maßlos empört, doch kann es eine Entschädigung gemäß der deutschen Rennordnung nicht geben. Schließlich ist nicht nachzuweisen, ob die genannten Pferde ohne medikamentöse Beeinträchtigung ihre Rennen gewonnen hätten. Ungeachtet des finanziellen Verlusts der Betroffenen wird wohl der Image-Verlust des Galopprennsports auf Dauer schwerer wiegen.

Jockeys ebenfalls gedopt?

Aushang der Bild-Zeitung am 17. April 1999Am gleichen Wochenende, an dem über die Verhaftung der beiden Doping-Verdächtigen berichtet wurde, kam eine andere "Doping"-Angelegenheit in die Schlagzeilen. Der Lokalteil der Bild Köln berichtete über Ermittlungen der Kripo in Jockey-Kreisen wegen Kokain-Konsums. Die Ermittlungen, die bereits vor einigen Wochen begannen, basierten auf der Aussage eines "Undercover-Agenten", der der Kripo die Namen von fünf Jockeys nannte, die sich im "Tversted", einem In-Restaurant an der Kölner Rennbahn, mit der Droge versorgt haben sollen.

Bei drei von den Fünf wurde das Verfahren mittlerweile eingestellt. Die Namen der zwei noch unter Verdacht stehenden Jockeys nannte die Bild nicht, doch kommentierte ein Kenner der Kölner Jockey-Szene die Situation so: "Wenn die Verfahren nicht eingestellt werden, wird es beim Kampf ums Championat noch mal spannend."

Vor einigen Jahren hatte es in Frankreich einen ähnlichen Skandal gegeben, bei dem mehrere Spitzen-Jockeys wegen Kokainbesitzes verhaftet wurden. Dazu gehörte auch der letztjährige französische Champion Dominique Boeuf. Eine Untersuchung der französischen Behörden ergab damals zudem, daß ein geringer Teil der Jockeys unmittelbar vor dem Rennen unter Einfluß von Alkohol, Kokain oder Haschisch stand. Daraufhin wurden stichprobenartige Blutproben in der Rennordnung verankert und eine Promille-Grenze eingeführt.

2.5.1999: Einer Meldung der Sport-Welt zufolge sind die Ermittlungen gegen die zwei verbliebenen verdächtigen Jockeys mittlerweile eingestellt worden.

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letzte Änderung: 20. April 1999 © Turfkönig - the virtual gaucho - Maike Hanneck
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