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Verfahren gegen Martin
O´Reilly
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Jockey Martin
O´Reilly wurde vorgeworfen, in der Zeit vom 29. Juni bis zum 1.
August 1999 in 28 Fällen angenommene Ritte nicht ausgeführt
zu haben.
Bei der Beweisaufnahme erklärte O´Reilly,
der ohne Rechtsbeistand erschienen war, wie er in manchen Fällen
kurzfristig versucht habe, sein Fehlen dem Rennverein zu melden, so
in Hannover und Magdeburg. In beiden Fällen sei aber nur ein Tonband
bzw. niemand ans Telefon gegangen. Er wies darauf hin, daß er
schon seit über sechs Jahren in Deutschland reite und immer zuverlässig
gewesen sei. Auf die Frage hin, ob er die Ritte nach Absprache mit den
Trainern angenommen habe oder die Trainer ihn ohne Rücksprache
als Jockey angegeben hätten, sagte er, die meisten Reitverpflichtungen
seien im Vorfeld abgesprochen gewesen.
Der Grund für sein Fehlen läge in einem privaten
Problem, das dieses Jahr erstmalig aufgetreten sei. Er versicherte dem
Ordnungsausschuss, es käme nicht wieder vor, dass er angenommene
Ritte nicht ausführe, seine Probleme träten nicht wieder auf.
Herr Neunzig als Vorsitzender des Ordnungsausschusses wies Martin O´Reilly
darauf hin, dass er die Urteilsfindung erleichtern könne, wenn
er genauere Gründe oder Erklärungen angebe, was zu dem Fehlen
geführt habe. O´Reilly wiederholte daraufhin mehrmals, es
handele sich um ein privates Problem, worüber er hier nicht sprechen
wolle.
Martin O´Reilly gab ferner zu Protokoll, dass er
nicht mehr an einem der vier Hannoveraner Ställe angestellt sei,
sondern als Freelancer arbeite. Ab und an würde er für ein
geringes Entgelt in Hannover in der Morgenarbeit reiten.
Herr Reims leitete seine Rede mit den Worten "Das
Problem wird wieder auftreten, das wissen Sie ganz genau" ein,
woraufhin O´Reilly erwiderte: "Wie können Sie so etwas
sagen, wenn Sie das Problem nicht kennen?" Im Verlaufe seines Antrags
bemerkte Reims dann: "Ihre Überheblichkeit wird Ihnen nicht
guttun, Herr O´Reilly".
Der Ordnungsausschuss berichtete daraufhin von Zeugenbefragungen,
bei Jockey-Kollegen von O´Reilly, die vor der Sitzung stattgefunden
hatten, u. a. eine Verletzung betreffend, die O´Reilly sich an
der Startmaschine auf dem Pferd Kieran zugezogen hatte. Im Verlaufe
dieser Vorlesungen warf Jockey O´Reilly ein: "Möchten
Sie meine Lizenz zurückhaben? Dann lege ich sie hier auf den Tisch."
Der Kontrollausschuss beantragte die Lizenz für
die Dauer von sechs Monaten zu entziehen, unter Berücksichtigung
der vorläufigen Maßnahme (Sperre seit dem 4. August). Als
Herr Neunzig, der Vorsitzende des Ordnungsausschusses, Martin O´Reilly
aufforderte, sein letztes Wort zu sprechen, stand dieser auf, und verließ
den Saal mit der Aussage, er bräuchte hierzu nichts mehr zu sagen,
schließlich sei schon klar, daß man ihn verurteilen wolle.
Die Urteilsverkündung fand ohne den Beschuldigten
statt. Es wurde ein achtmonatiger Lizenzentzug ohne Bewährung ausgesprochen.
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