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Große Sprünge in Gelsenkirchen?
Gelsenkirchen soll der deutsche Hauptstandort für Hindernisrennen werden. Das hat das Direktorium für Vollblutzucht und Rennen mit dem Gelsenkirchener Rennverein vereinbart. Am 9. März baten das Direktorium und der Rennverein zu einer Presse-Konferenz.
Und so sieht das Konzept aus: 1999 werden 105 Hindernis-Rennen ausgeschrieben. Davon finden 25 - also fast ein Viertel - in Gelsenkirchen-Horst statt. Zum Vergleich: 1998 gab es 97 Hindernis-Rennen. Von dieser Konzentration des Hindernis-Sports auf Gelsenkirchen (Runner-up unter den Veranstaltern sind Bremen und Bad Harzburg mit jeweils 14 Rennen) verspricht sich Alfred Wolters, Präsident des Horster Rennvereins, daß langfristig mehr Vollblüter eingesprungen werden, und somit mehr Starter für Hindernis-Rennen zur Verfügung stehen:
"Früher hat jeder Rennverein einige wenige Hindernis-Rennen durchgeführt, ohne ein kontinuierliches Konzept zu verfolgen. In Gelsenkirchen können wir die Abfolge der Rennen jetzt logisch strukturieren, können Aufbau-Rennen für große Prüfungen anbieten, die es einem Trainer ermöglichen, ein Pferd zu einem Hindernis-Pferd reifen zu lassen."
Überdies fügt Dr. Christoph Berglar, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Direktoriums, an: "Durch die Konzentration auf die Gelsenkirchener Bahn bekommt das Produkt Hindernis-Rennen klare Konturen, gewinnt durch regelmäßige Wiederkehr Akzeptanz bei den Wettern."
Denn das Hauptziel des Konzepts ist es, Hindernis-Rennen so attraktiv zu machen, daß die Wetter sie wieder annehmen und bereit sind, darauf im selben Maße wie auf Flachrennen zu wetten. Momentan liegt der Umsatz in einem Hürden- oder Jagdrennen weit unter dem eines Flachrennens.
Nicht beim Saison-Höhepunkt
Gelsenkirchen plant Renntage, an denen neben den Flachrennen bis zu 4 Hindernis-Rennen stattfinden. Der Renntag wird dadurch auch für die Hindernis-Jockeys interessanter, da sie mehr Chancen haben, ihre Fahrtkosten wieder "herauszureiten". Die meisten dieser Schwerpunkt-Renntage sind mittwochs, traditionell mäßig besuchte und bewettete Veranstaltungen. Gelsenkirchen habe ohnehin nur wenige Wochenend-Renntage, erklärt Alfred Wolters diesen Umstand.
Leider hat man bei der Promotion des Sports zwischen den Flaggen den wichtigsten Gelsenkirchener Termin ausgelassen: den Tag des Erdgas-Preises (vormals Aral-Pokal, Europa-Gruppe I). Dieser Termin, sagt Wolters, sei "eine andere Welt". Augenscheinlich paßt der Hindernis-Sport, als Stiefkind, nicht in das Konzept eines solchen Glamour-Renntages. Wie kürzlich in der lokalen Tageszeitung WAZ zu lesen war, sollen an diesem Tag auf der Rennbahn auch andere Pferdesportarten, wie Dressur und Polo, vorgestellt werden. Die Chance, ein nicht weniger spektakuläres Jagdrennen durchzuführen, nimmt man in Gelsenkirchen nicht wahr.
Zusätzlicher Anreiz
Gelsenkirchen will nicht nur mehr Hindernis-Rennen bieten, sondern auch zusätzliche Anreize für Besitzer, Trainer und Wetter. Im folgenden ein Überblick:
- für größere Startfelder: Wenn mindestens 10 mit Wetten laufende Pferde am Start erscheinen, wird ein fünftes Platzgeld ausbezahlt
- das Westdeutsche Haupthürdenrennen, das vormals in Köln gelaufen wurde, wird in Gelsenkirchen stattfinden.
- ausländische Spitzenjockeys sollen zu einem Teil der Renntage eingeladen werden
- ein Punkte-Cup ist in Vorbereitung, bei dem Beteiligte nach mehreren Wertungsläufen in eine Bestenliste eingeordnet und entsprechend ausgezeichnet werden
- Trainings-Möglichkeit für nicht ortsansässige Rennställe: Die Gelsenkirchener Bahn soll auswärtigen Trainern für Schulungszwecke zur Verfügung gestellt werden. So sollen auch diejenigen Trainer, auf deren Heimatbahn Hindernis-Rennen abgeschafft wurden, die Chance erhalten, wieder Pferde auf den Sport zwischen den Flaggen vorzubereiten. Geprüft wird im Moment noch die Frage, ob ein Trainer, der offiziell auf einer anderen Bahn trainiert, seine Hindernis-Pferde langfristig nach Gelsenkirchen "auslagern" darf. (Eine Frage, wie die Rennordnung interpretiert wird)
- freier Eintritt an allen Renntagen außer Großer Preis der Gelsenkirchener Wirtschaft (11. April) und Großer Erdgas-Preis (15. August)
- Interviews mit Trainern und Jockeys eine Stunde vor Beginn des ersten Rennens
- für Besitzer: Jeder Besitzer eines siegreichen Pferdes erhält als zusätzlichen Ehrenpreis ein Bild des Künstlers Jan Scamel
- für Fans: ein großes Poster mit einem Jagdrenn-Motiv und allen 1999er Rennterminen in Gelsenkirchen, das auf der Rennbahn erhältlich ist
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