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gez. 1965
v. Henry the Seventh - Light Artic v. Artic Prince |
Züchter:
Buttermilk Stud |
Besitzer:
Stall Primerose |
Trainer:
Sven von Mitzlaff |
Auktionstag
in Newmarket! Sven von Mitzlaff und der Besitzer des Stall Primerose, der
Belgier Albert Marcour, weilen vor Ort. Die legendäre Mrs. Scott vom Buttermilk
Stud bot die Jährlinge Park Top, Presto und Luciano auf der Auktion an.
Den Hengst Presto hatte Sven von Mitzlaff für seinen Besitzer bereits auf
dem Zettel, als Mrs. Scott den vor Temperament sprühenden Luciano
in den Ring führte, und nachdem Albert Marcour sein selbst gestecktes Limit
um 50 Guineas erweiterte, nahmen sie einfach beide mit nach
Deutschland.
Während
Presto schon früh in den Rennstall abgeliefert werden konnte, machte Luciano
seiner Umgebung richtig Kummer. Der Jährling Luciano stand im Gestüt Alpen
bei Herrn Hassler und sollte eigentlich seine Jugendzeit noch ein wenig
genießen, als der Junghengst sich bei einem Unfall vom Sprunggelenk bis
zum Knochen alles ablederte. Trainer und Besitzer besahen sich den Schaden.
Marcour zählte zu den nettesten Besitzern im Rennstall Mitzlaff, nur manchmal
vertrat er die rigorose Einstellung Wenn ein Pferd im Juni dreijährig
noch nichts zeigt, dann ab zum 'butcher', und war geneigt, Luciano
aufzugeben. Die Fürsprache des Trainers und des Herrn Hassler Laß
es uns versuchen, der hat so schöne Bewegungen... retteten den schlimm
verletzten Luciano. Durch liebevolle Pflege wurde Luciano wieder hergestellt,
behielt aber Zeit seines Lebens ein dickes Sprunggelenk, welches immer
wieder eiterte. Man mag sich ausmalen, zu welchen Leistungen Luciano im
Vollbesitz seiner Kräfte sonst noch fähig gewesen wäre...
Im
späten Herbst wurde der zweijährige Luciano dann bei Sven von Mitzlaff
abgeliefert und behutsam auf die Dreijährigen-Saison vorbereitet, aufgefallen
ist der Hengst zu diesem Zeitpunkt niemanden, halt einer von vielen im
Trainerstall. Außerdem war da Presto, der sich sehr gut machte. Luciano
blieb erst einmal ein Nobody bis zu einem gewissen Tag im Frühjahr
- der Hengst war noch nicht unter Seide angetreten. Ein Lehrling sollte
den dreijährigen Hengst in einem leichten Canter die Gerade unter den aufmerksamen
Augen des Trainers herunterreiten. Nur, das mit dem leichten Canter hatte
Luciano niemand erzählt. Luciano sprang ab und startete sofort mit 100
Sachen durch, der Lehrling vermochte den Hengst nicht zu halten und klammerte
sich nur noch fest, nach drei Runden um die Bahn bequemte sich Luciano
auf das verzweifelten Wirken seines Reiters zu reagieren und ließ sich
stoppen. Mit aufmerksam spielenden Ohren tänzelte der Hengst auf den Trainer
zu, als wenn nichts gewesen wäre. Da hat Sven von Mitzlaff des Potential
des Hengstes erkannt, ihm war klar, der müßte was können!
In
der Zwischenzeit geriet der Stalljockey Ossi Langner immer mehr mit sich
selbst in Konflikt. Auf ausdrücklichen Wunsch des Besitzers von Luciano
und Presto sollte er sich bereits im Frühjahr entscheiden, wenn er im Union-Rennen
sowie auch im Derby reiten wolle. Qual der Wahl, Presto hatte mittlerweile
das Henckel-Rennen gewonnen, Luciano war noch ein unbeschriebenes Blatt,
welches aber hervorragende Trainingsleistungen gezeigt hatte. Ossi Langner
entschied sich für Presto.
Für
Luciano wurde nun Lester Piggott engagiert, der Hengst gewann sein allererstes
Rennen mit Weile, holte sich das Union-Rennen und avancierte zum Derby-Favorit.
Der Derby-Sonntag! Es war wieder einmal heiß in Hamburg-Horn und egal wieviel
Beine ...alles schwitzte. Vor allen Dingen der leicht zu Nervosität neigende
Luciano schäumte, aber wenn man einen eiskalten Reiter mit Namen Lester
Piggott im Sattel hat, ist das sekundär. 1967 gab es den letzten Bänderstart
im Deutschen Derby und prompt gab es eine Panne, die Bänder der alten Maschine
gingen ungleichmäßig hoch. Der zweite Versuch, ein Pferd blieb stehen,
aber das Feld ging jetzt endgültig auf die Reise. Piggott verschaffte Luciano
rasch eine sehr gute Ausgangsposition und wartete in aller Seelenruhe ab.
Luciano ging blendend, Piggott wartete weiter, dem einen oder anderen unbedarften
Rennbahnbesucher mochte das Hemd geflattert haben, aber Piggott wartete.
Erst die halbe Gerade herunter machte Piggott ernst, ging an den Rails
durch und war mit wenigen Galoppsprüngen in Sicherheit. Zweiter wurde Norfolk
mit Peter Remmert, Dritter Presto mit Ossi Langner. Ein einmaliger Triumph
für Sven von Mitzlaff, diese Triplette, denn alle drei Pferde waren bei
ihm im Training.
Wie
seinerzeit Jim Munro und sein Alba, Ossi Langner
entschied sich nie wieder gegen Luciano. Das Derby war der Anfang einer
großartigen Karriere. Die beiden avancierten in der zweiten Hälfte der
sechziger Jahre zu dem Traumpaar des deutschen Galopprennsport, sie waren
über die Grenzen der Turfwelt bekannt. Luciano war ein Ausnahmepferd, sämtliche
10 Siege gestaltete er überlegen. In Deutschland wurde er nur dreimal geschlagen,
im Großen Preis von Baden von Salvo, im Großen Preis von Europa einmal
von dem legendären Russen Anilin und einmal von Arjon. Im Arc verpullte
er sich unter Ron Hutchinson an der Spitze und wurde nur Elfter, das einzige
Mal, daß der Hengst kein Geld nach Hause brachte. Luciano überflügelte
mit seiner Gewinnsumme den seit 40 Jahren bestehenden Rekord des großen
Oleander.
Im
Herbst 1968 wurde Luciano für DM 800.000 an das Gestüt Harzburg verkauft,
sollte aber noch ein weiteres Jahr im Rennstall für seinen ehemaligen Besitzer
verbleiben. Plötzlich wurde der Hengst rätselhaft krank, fraß immer schlechter
und magerte zusehend ab. Luciano wurde ein Koppelaufenthalt verordnet.
Nur wer nimmt ein krankes Pferd auf seine Koppeln auf? Das Gestüt Bona
erklärte sich großzügig bereit, eine Koppel zur Verfügung zu stellen, Luciano
wurde wieder gesund und kehrte zurück in den Rennstall, aber zu seiner
alten Form fand er nicht zurück. 1969 holte Harzburg ihn ins Gestüt.
Lucianos
Laufbahn in Zahlen: 14 Starts, davon 10 Siege, 3 zweite Plätze. Den vielleicht
zu großen Erwartungen als Vererber wurde Luciano leider nicht gerecht,
auch wenn er sich als Mutterstutenvererber bewährt hat. Im Juni 1981
zog er sich durch vehementes Treten gegen die Boxentür einen Trümmerbuch
des Hufbeins zu und mußte aufgegeben werden.
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