Galopper des Jahrhunderts

ein Kandidat der Turfkönig-Wahl zum Galopper des Jahrhunderts

vorgestellt von Silvia Wächter

gez. 1924 v. Prunus - Orchidee II v. Galtee More
Züchter: Gestüt Schlenderhan
Besitzer: Gestüt Schlenderhan
Trainer: George Arnull

Leben oder Tod, es stand auf Messers Schneide für Oleander, als er zweijährig - bereits 2 Siege standen zu Buche - bei einer leichten Morgenarbeit plötzlich nur noch auf drei Beinen stand. Der herbeizitierte Tierarzt diagnostizierte Beckenbruch, war sich aber seiner Sache nicht sicher, eine Kapazität aus Berlin wurde hinzugezogen. Die Ärzte stellten eine Krepitation (lt. Duden der medizinische Ausdruck für Reiben und Knirschen bei Knochenbrüchen) fest. Aussage des Berliners Professors: „Theoretisch kann er wieder werden, er bleibt aber ein Krüppel sein Leben lang.“

Baron Simon Alfred von Oppenheim machte die eventuelle Tötung von Oleander von der Entscheidung seines Trainers abhängig. Georg Arnull hatte eine hohe Meinung von dem Prunus-Sohn und traute diesen ärztlichen Diagnosen nicht über den Weg. Mit viel Geduld brachte er seinen Patienten langsam wieder auf die Beine.

Durch diese Verletzung konnte Oleander nicht in den Klassikern an den Start gehen - sie kamen für ihn einfach zu früh. Aber dann holte Oleander sich einen „big point“ nach dem anderen. 1927, 1928 und 1929 trug er sich als Sieger in die Annalen des Großen Preis von Baden ein. Oleander ist damit das einzige deutsche Pferd, das ein und dasselbe Zuchtrennen (heute auf Gruppe-I-Ebene) dreimal in Folge gewinnen konnte. 1928 schlug Oleander innerhalb der Rennwoche von Baden-Baden gleich zweimal zu, am 26. August gewann der Hengst leicht das Fürstenberg-Rennen und holte sich am 2. September in ähnlicher Manier den Großen Preis. Iffezheim erweist auch heute noch dem vierbeinigen Helden seine Referenz in Form der Oleander-Straße.

Mit diesen leichten Siegen im Gepäck wagte man den Sprung in die Höhle des Löwen und startete im Prix de l’Arc de Triomphe. Oleander belegte mit Lajos Varga im Sattel einen ehrenvollen fünften Platz, er kam allerdings mit einer Blessur, einer Schnittwunde, aus dem Rennen zurück.
Im darauffolgenden Jahr ging die Reise zum zweiten Mal nach Paris. Oleanders Jockey, diesmal der Engländer Joe Child, verlor die Nerven und verpatzte das Rennen. Entgegen der Order zog er auf der langen Zielgeraden von Longchamp sehr früh mit dem Hengst in Front und wurde im Ziel von Ortello und Kantar abgefangen. Child war aber Sportsmann genug und gab zu, daß er einen Riesenfehler gemacht habe, indem er mit dem Schlenderhaner viel zu losmarschiert sei, ihn nicht energisch genug nach Hause geritten habe und daß Oleander mit anderer Taktik zweifelsohne gewonnen hätte.



Oleander überlebte die Schrecken und Wirren des Zweiten Weltkrieges und kam nach Flucht und Evakuierung zusammen mit Magnat, Samurai, Schwarzgold, Blaue Donau, Schwarzliesel und anderen Schlenderhanern in der Zwischenstation Altefeld an. Im Frühjahr 1947 rutschte er auf einem vereisten Weg aus, brach sich ein Bein und mußte aufgegeben werden.

Nun erst man fand heraus, welche Verletzung Oleander als Zweijähriger davongetragen hatte. Er hatte beide Sitzbeine angebrochen und es ist ein Wunder der Natur, daß er nicht nur wieder gesund, sondern auch zu solch großartigen Leistungen fähig wurde.

In Oleanders Rekord stehen bei 23 Starts 19 Siege, 1 zweiter Platz und 2 dritte Plätze.
Die Derbysieger von 1927, 1928 und 1929 sind heute Schall und Rauch, wer kennt sie... aber Oleanders Stern strahlt immer noch. Oleanders Gewinnsumme von über einer halben Million Mark war hierzulande jahrzehntelang Rekord. Erst Luciano konnte 1967 mehr Geld eingaloppieren. Der von dem fünffachen Beschäler-Champion Prunus (ein Sohn von Dark Ronald) abstammende Oleander erwies sich auch bei seiner zweiten Karriere als Deckhengst als absoluter Volltreffer. Er wurde neunmal Champion-Deckhengst, worin es ihm nur Ticino gleichtat. Nordlicht, Periander, Samurai, Sturmvogel, um nur einige seiner Nachkommen zu nennen - übrigens, als „Opa“ der legendären Schwarzgold ist Oleander auch verzeichnet.

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