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gez.
1933 v. Laland oder Graf Isolani - Nella da Gubbio v. Grand Parade |
Züchter:
Gestüt Erlenhof |
Besitzer:
Gestüt Erlenhof |
Trainer:
Adrian von Borcke |
Was
unfreiwilligerweise Dark Canyon im Derby für Lando war, und Banyumanik
für Belenus, das war Periander für Nereide. Seine Höllenfahrt und Nereides
Schlußaktion ließen die Uhr im Deutschen Derby von 1936 bei 2:28,8 min.
stehen. Erst 1973 konnte der Zoppenbroicher Athenargoras diese Zeit einstellen.
1993 unterbot Lando die Zeit in 2:26,8 min. und 1999, beim letzten Derby
des Jahrhunderts, lief Belenus mit 2:25,8 eine neue Rekordzeit. Aber zurück
zu Nereide: Um die Erlenhoferin rankt sich ein ähnlicher Mythos wie um
Schwarzgold. Deklassierte die eine Stute regelmäßig ihre Gegner, so gründet
der Ruhm Nereides auf ihrer Unbesiegbarkeit, ihrem Sieg im Braunen Band
über die zweifache Arc-Siegerin Corrida und auf dem Derbyrekord, der 57
Jahre Bestand haben sollte.
Ein
damaliger Betrachter Nereides könnte nicht sagen, daß sie eine Schönheit
gewesen sei. Eher war sie etwas grob und schlaksig. Aber Nereide war herrlich
unkompliziert, brauchte kaum Arbeitseinheiten, kam ohne Führpferd aus,
steckte die Rennen flott weg, war frisch und direkt wieder an der Krippe.
Ihre Rennen gewann Nereide meist Start-Ziel. „Sie ist das beste Pferd,
das ich je trainiert habe“, sagte Adrian von Borcke.
Aber wie kam es zu dieser Rekordzeit? Im Vorfeld war schon bekannt,
daß die Horner Bahn in diesem Jahr fest und extrem schnell sei. Nach einem
Fehlstart wurde der Schlenderhaner Periander, im Sattel Gerhard Streit,
unruhig und aufgedreht. Als dann die Flagge zum regulären Start fiel, war
Periander nicht mehr zu halten und tobte los. Der Hengst riß das Feld in
Fetzen, Nereide folgte ihm 5 - 6 Längen zurück, hinter ihr zwei weitere
Pferde, die diese Pace einigermaßen mithalten konnten, der Rest des Pulks
lag hoffnungslos zurück. Aber Periander marschierte weiter Richtung Zielgerade,
er brachte das Feld auch in den Einlauf, rund 400 m vor dem Ziel aber mußte
Periander seinem höllischen Tempo Tribut zollen, er wurde müde und kürzer.
Nun setzte Ernst Grabsch Nereide ein, die Stute zog mühelos über Periander
hinweg, bis ungefähr 50 m vor dem Zielpfosten ritt Grabsch Nereide aus,
dann nahm er die Hände herunter, ließ die Stute ins Ziel trudeln und trotzdem
kam es zu dieser Rekordzeit.
Gestüt
Erlenhof wollte den Nimbus der Unschlagbaren nicht aufs Spiel setzen und
holte die Stute am Ende ihrer Dreijährigen-Saison ins Gestüt zurück.
Nereide hat in der deutschen Vollblutzucht nicht die Spuren hinterlassen,
wie man das bei einer Stute ihrer Klasse erwarten würde, denn ihre
Gestütskarriere war von viel Pech geprägt, und ihre erstklassigen
Nachkommen erhielten in der Zucht nicht die Chancen, die sie verdient hätten.
Ihr erstes Fohlen Nuvolari war Dritter im Deutschen Derby 1941, aber dann
verliert sich seine Spur. Immerhin geht mütterlicherseits Orsini
auf ihn zurück. Nereides zweites Fohlen kam verkrüppelt auf die Welt. Der
Derbysieger von 1944, Nordlicht (von Oleander)
und die Pharis-Stute Nerepha nahmen als Kriegsbeute der Alliierten den
Weg nach Amerika. Bei der Geburt eines Athanasius-Fohlens am 22. April
1943 ging Nereide ein.
Nereides
Bilanz: 10 Starts - 10 Siege. So gut wie nie blieb ein Pferd von solch
hoher Klasse in Deutschland ungeschlagen. Das einzige Pferd, das Nereide
in der Hinsicht das Wasser reichen kann, ist Kincsem, aber sie lief im
19. Jahrhundert.
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