Galopper des Jahrhunderts   

ein Kandidat der Turfkönig-Wahl zum Galopper des Jahrhunderts

vorgestellt von Silvia Wächter

Spricht man von Alpenkönig, denkt man auch gleich an Lombard ... :-) Fast hätte Alpenkönig keine Derbynennung erhalten, der damalige Gestütsleiter Schlenderhans, Ewald Meyer zu Düte gab erst nach Rückfrage von Heinz Jentzsch, welcher auch nicht so recht wußte „Soll er, soll er nicht...?“, die Zustimmung. Die Skepsis ist nachvollziehbar, denn Alpenkönig war nun wirklich nicht als Riese zu bezeichnen. Er war ein unauffälliges Pferd.

gez. 1967 v. Tamerlane - Alpenlerche v. Birkhahn
Züchter: Gestüt Schlenderhan
Besitzer: Gestüt Schlenderhan
Trainer: Heinz Jentzsch

Als Zweijähriger lief brav seine Rennen, unterlag Lombard ganz klar im Preis des Winterfavoriten mit 4 Längen. Im Dr. Busch-Memorial kam er auf Platz Zwei ein, im Union-Rennen wurde er Dritter. Es folgte jener Derbysonntag: Alpenkönig, die zweite Farbe Schlenderhans, mit Peter Kienzler im Sattel, ließ ein Fehlstart und das ganze Theater in dessen Folge sichtlich kalt. Lombard machte im Rennen an der Spitze wie immer mächtig Dampf, mitten im Pulk galoppierte Alpenkönig munter mit. Auf der Zielgeraden schwärmte der Pulk aus, Lombard immer noch vorne und je näher der Pfosten kam, umso mehr trat Alpenkönig in Erscheinung. Kurz vor dem Ziel packte er den Stallgefährten und zog über ihn hinweg. Sieg mit einer Länge. Lombard geschlagen! Die Turfgemeinde fragte sich: War Alpenkönig nur ein glücklicher Derbysieger? Es galt nun den Derbysieg zu erhärten. Nun aber ging es Schlag auf Schlag!

Alpenkönig setzte zu einer Siegesserie an, die erst 1989 von Mondrian wiederholt wurde. Mit dieser Leistung verdiente er sich damals das Prädikat des erfolgreichsten Dreijährigen aller Zeiten. Von nun an mit Fritz Drechsler im Sattel, holte er sich erst gegen ältere, profilierte Steher leichtfüßig den Großen Preis von Nordrhein-Westfalen, hatte im Aral-Pokal auch keine Probleme und trat dann im Großen Preis von Baden an. Zur damaligen Zeit entführten Engländer oder Franzosen regelmäßig den Grand Prix, genaugenommen hatte seit 1962 kein in Deutschland gezogener Vollblüter sich als Sieger eintragen können. In diesem Rennen offenbarte Alpenkönig seinen Siegeswillen. Mit von der Partie waren u. a. Cortez mit Ossi Langner und die beiden Engländer Saraceno und Intermezzo im Besitz von G. A. Oldham.

Fritz Drechsler beobachtete beim Verlassen des Sattelplatzes die intensive Diskussion der englischen Jockeys, die ja für denselben Besitzer unterwegs waren. Das Rennen geht ab, alles läuft für Alpenkönig gut, dicht neben ihm liegt die englische Konkurrenz, die Zielgerade ist gleich erreicht, Drechsler will Alpenkönig gerade in die richtige Ausgangsposition bringen, da passiert es. Die Engländer gehen mit und vor allem Intermezzo nimmt Alpenkönig in einem weiten, nach außen verlaufenden Bogen mit, drängt ihn ab. Das war sportlich nicht unfair, nur ein knallharter Trick und eine bis auf die letzte Sekunde ausgetüftelte Taktik. Die Engländer wußten schon, wer das zu schlagende Pferd war. Alpenkönig geriet einen kleinen Moment aus dem Tritt. Aber nicht Saraceno stößt durch die Lücke, sondern Ossi Langner und Cortez ergreifen die Chance und suchen ihr Heil in der Flucht. Drechsler packt die kalte Wut und sagt Alpenkönig kräftig Bescheid. Und Alpenkönig? In so einer kniffligen Situation? Steckt der Kleine auf oder setzt er neu an? Und Alpenkönig zieht mit ungeheurem Antrieb wieder an, die Ohren flach angelegt wirft er sich erneut ins Rennen und setzt dem enteilenden Cortez nach. Näher und näher kommt er Cortez, schiebt sich an ihn heran, Ossi Langner spürt, daß Alpenkönig angreift und der großartig kämpfende Cortez wehrt sich mit allen Mitteln. Alpenkönig und Drechsler nun auf gleicher Höhe und Alpenkönig rauft sich vorbei, gewinnt mit ¾ Länge Vorsprung den Großen Preis von Baden. Zuschauern, die diese grandiose Kampfpartie miterlebt haben, wird sie wohl sehr lange in Erinnerung bleiben.

Alpenkönig, der auch eine Einladung zum Washington DC International erhalten hatte, blieb im intensiven Training. Bei einem Abschlußgalopp mit Lombard kurz vor dem Großen Preis von Europa erlitt Alpenkönig eine Fissur. In Schlenderhan hoffte man, den Hengst als Vierjährigen wieder an den Start bringen zu können. Doch im August 1971 kam die Nachricht, daß Alpenkönig seine Rennlaufbahn beendet habe. Alpenkönig wurde vor allem Vater von Slenderella. Und ... sieht der Schlenderhaner Solon ihm nicht sehr ähnlich?

Alpenkönigs Bilanz: 11 Starts, 7 Siege, 3 Platzierungen. 1970 wählten die Zuschauer der ARD den Kleinen mit dem Herzen eines Löwen mit überwältigender Mehrheit zum Galopper des Jahres. Das Schlenderhaner Dreigestirn Alpenkönig, Lombard und Priamos erreichte ein biblisches Alter. Alpenkönig starb in seinem 30. Lebensjahr und wurde auf dem Schlenderhaner Pferdefriedhof beigesetzt.

alle Kandidaten auf einen Blick

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