Spricht man von Alpenkönig, denkt man auch gleich an Lombard
... :-) Fast hätte Alpenkönig keine Derbynennung erhalten, der damalige
Gestütsleiter Schlenderhans, Ewald Meyer zu Düte gab erst nach Rückfrage
von Heinz Jentzsch, welcher auch nicht so recht wußte „Soll er, soll er
nicht...?“, die Zustimmung. Die Skepsis ist nachvollziehbar, denn Alpenkönig
war nun wirklich nicht als Riese zu bezeichnen. Er war ein unauffälliges
Pferd.
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gez. 1967
v. Tamerlane - Alpenlerche v. Birkhahn |
Züchter:
Gestüt Schlenderhan |
Besitzer:
Gestüt Schlenderhan |
Trainer:
Heinz Jentzsch |
Als
Zweijähriger lief brav seine Rennen, unterlag Lombard ganz klar im Preis
des Winterfavoriten mit 4 Längen. Im Dr. Busch-Memorial kam er auf Platz
Zwei ein, im Union-Rennen wurde er Dritter. Es folgte jener Derbysonntag:
Alpenkönig, die zweite Farbe Schlenderhans, mit Peter Kienzler im Sattel,
ließ ein Fehlstart und das ganze Theater in dessen Folge sichtlich kalt.
Lombard machte im Rennen an der Spitze wie immer mächtig Dampf, mitten
im Pulk galoppierte Alpenkönig munter mit. Auf der Zielgeraden schwärmte
der Pulk aus, Lombard immer noch vorne und je näher der Pfosten kam, umso
mehr trat Alpenkönig in Erscheinung. Kurz vor dem Ziel packte er den Stallgefährten
und zog über ihn hinweg. Sieg mit einer Länge. Lombard geschlagen! Die
Turfgemeinde fragte sich: War Alpenkönig nur ein glücklicher Derbysieger?
Es galt nun den Derbysieg zu erhärten. Nun aber ging es Schlag auf Schlag!
Alpenkönig
setzte zu einer Siegesserie an, die erst 1989 von Mondrian wiederholt wurde.
Mit dieser Leistung verdiente er sich damals das Prädikat des erfolgreichsten
Dreijährigen aller Zeiten. Von nun an mit Fritz Drechsler im Sattel,
holte er sich erst gegen ältere, profilierte Steher leichtfüßig den
Großen Preis von Nordrhein-Westfalen, hatte im Aral-Pokal auch keine Probleme
und trat dann im Großen Preis von Baden an. Zur damaligen Zeit entführten
Engländer oder Franzosen regelmäßig den Grand Prix, genaugenommen hatte
seit 1962 kein in Deutschland gezogener Vollblüter sich als Sieger eintragen
können. In diesem Rennen offenbarte Alpenkönig seinen Siegeswillen. Mit
von der Partie waren u. a. Cortez mit Ossi Langner und die beiden Engländer
Saraceno und Intermezzo im Besitz von G. A. Oldham.
Fritz
Drechsler beobachtete beim Verlassen des Sattelplatzes die intensive Diskussion
der englischen Jockeys, die ja für denselben Besitzer unterwegs waren.
Das Rennen geht ab, alles läuft für Alpenkönig gut, dicht neben ihm liegt
die englische Konkurrenz, die Zielgerade ist gleich erreicht, Drechsler
will Alpenkönig gerade in die richtige Ausgangsposition bringen, da passiert
es. Die Engländer gehen mit und vor allem Intermezzo nimmt Alpenkönig in
einem weiten, nach außen verlaufenden Bogen mit, drängt ihn ab. Das war
sportlich nicht unfair, nur ein knallharter Trick und eine bis auf die
letzte Sekunde ausgetüftelte Taktik. Die Engländer wußten schon, wer das
zu schlagende Pferd war. Alpenkönig geriet einen kleinen Moment aus dem
Tritt. Aber nicht Saraceno stößt durch die Lücke, sondern Ossi Langner
und Cortez ergreifen die Chance und suchen ihr Heil in der Flucht. Drechsler
packt die kalte Wut und sagt Alpenkönig kräftig Bescheid. Und Alpenkönig?
In so einer kniffligen Situation? Steckt der Kleine auf oder setzt er neu
an? Und Alpenkönig zieht mit ungeheurem Antrieb wieder an, die Ohren flach
angelegt wirft er sich erneut ins Rennen und setzt dem enteilenden Cortez
nach. Näher und näher kommt er Cortez, schiebt sich an ihn heran, Ossi
Langner spürt, daß Alpenkönig angreift und der großartig kämpfende
Cortez wehrt sich mit allen Mitteln. Alpenkönig und Drechsler nun auf gleicher
Höhe und Alpenkönig rauft sich vorbei, gewinnt mit ¾ Länge Vorsprung den
Großen Preis von Baden. Zuschauern, die diese grandiose Kampfpartie miterlebt
haben, wird sie wohl sehr lange in Erinnerung bleiben.
Alpenkönig,
der auch eine Einladung zum Washington DC International erhalten hatte,
blieb im intensiven Training. Bei einem Abschlußgalopp mit Lombard kurz
vor dem Großen Preis von Europa erlitt Alpenkönig eine Fissur. In Schlenderhan
hoffte man, den Hengst als Vierjährigen wieder an den Start bringen
zu können. Doch im August 1971 kam die Nachricht, daß Alpenkönig seine
Rennlaufbahn beendet habe. Alpenkönig wurde vor allem Vater von Slenderella.
Und ... sieht der Schlenderhaner Solon ihm nicht sehr ähnlich?
Alpenkönigs
Bilanz: 11 Starts, 7 Siege, 3 Platzierungen. 1970 wählten die Zuschauer
der ARD den Kleinen mit dem Herzen eines Löwen mit überwältigender Mehrheit
zum Galopper des Jahres. Das Schlenderhaner Dreigestirn Alpenkönig, Lombard
und Priamos erreichte ein biblisches Alter. Alpenkönig starb in seinem
30. Lebensjahr und wurde auf dem Schlenderhaner Pferdefriedhof beigesetzt.
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