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gez. 1974
v. Literat - Surama v. Reliance |
Züchter:
Gestüt Fährhof |
Besitzer:
Gestüt Fährhof |
Trainer:
A. Wöhler |
Ob
Pferde im Erwachsenenalter ein Familienbewußtsein haben, wissen wir
nicht. Wenn ja, so durfte Surumu auf seinen familiären Hintergrund
stolz sein. Zahlreiche Ahnen hatten das Derby gewonnen - Großvater
Birkhahn, Urgroßvater Alchimist,
Ururgroßvater Herold... nur Surumus Vater Literat nicht. Der hatte
sich im Derby 1968 kurz vor der Ziellinie eine Kronbeinfissur zugezogen
und ging als einer der größten Pechvögel in die Geschichte
des Deutschen Derbys ein. (Surumus Mutter war aufgrund einer Verletzung
gar nicht erst in den Rennstall eingerückt. Zu dem Zeitpunkt, da ihre
Altersgefährtinnen gerade den Preis der Diana unter sich ausmachten,
erwartete sie schon ihr erstes Fohlen: Surumu.)
Und
der entwickelte sich gut. Als Zweijähriger gewann er den letzten von
drei Starts überlegen. Als dann der dreijährige Surumu das Union-Rennen
mit großem Abstand gewann, wurden Erinnerungen an seinen Vater und
dessen tragischen Rennbahn-Abschied in Hamburg-Horn wach.
Jetzt
war wieder ein Fährhofer der Favorit. 23 Gegner stellten sich ihm
- Rekord in der Geschichte des Derbys. Aber was heißt hier Gegner.
Surumu vernichtete sie. Der Fuchshengst, der den Waliser mit dem unaussprechlichen
Namen George Cadwaladr im Sattel hatte, löste sich in der Geraden
vom Feld, wie es ihm gefiel, und lief dem Ziel mit immer größer
werdendem Vorsprung entgegen. Nur ein Unglück, wie es seinem Vater
widerfahren war, konnte ihn jetzt noch am Sieg hindern. Aber Fortuna meinte
es gut mit Surumu, dessen Sieben-Längen-Sieg im Derby nur von Schwarzgold
und Orofino überboten worden ist.
Kurz
darauf überlegte es sich die launische Fortuna dann doch wieder anders.
Surumu verletzt - Rennlaufbahn beendet. Eine schlimme Nachricht für
den deutschen Turf. Aber damals wußte man auch noch nicht, daß
Surumu noch bessere Rennpferde zeugen würde, als er selber eins war.
Drei
seiner Söhne sind selbst Derby-Sieger: Acatenango,
Mondrian und Temporal, vier Surumu-Enkel haben ebenfalls schon das Blaue
Band errungen: Pik König, Lando, Lavirco
und Borgia. Damit nicht genug: Der neue Derby-Rekordhalter Belenus ist
ein Urenkel von Surumu. Wobei Belenus und Lavirco Surumu mütterlicherseits
im Pedigree haben. Surumu hat seine Klasse nämlich auf breiter Ebene
vererbt - seine Töchter sind ausgezeichnete Zuchtstuten, die solche
Spitzenpferde wie Lomitas, die klassischen
Sieger La Blue, Laveron, Longa und Caballo, sowie den Galopper des Jahres
Monsun hervorbrachten. Dabei fiel früh auf, daß die besten Fohlen
der Surumu-Töchter aus einer Paarung mit Königsstuhl
entstanden. Das Geheimnis einer solchen, Nick genannten, Harmonie
der Erbanlagen zweier Hengste ist noch nicht entschlüsselt. 1991 gelang
Surumu ein einzigartiges Kunststück. Er war nicht nur Beschäler-Champion,
sondern auch der erfolgreichste Vater von Mutterstuten und führte
die Statistik bei den Zweijährigen an.
Surumu
starb im Herbst 1999 auf seiner Koppel in Fährhof, wo er 21 Jahre
als Deckhengst zugebracht hatte. Im Jahr 2003 hat der letzte Surumu-Sohn
oder die letzte Surumu-Tochter die Chance, dort mit Gleichaltrigen um das
Blaue Band zu kämpfen, wo der Vater 1997 seinen letzten großen
Auftritt hatte: auf der Derby-Bahn von Hamburg-Horn. Zwei Jahrzehnte nach
seinem großen Sieg präsentierte sich Surumu in aller Seelenruhe
auf dem Geläuf, auf dem Minuten später seine Enkelin Borgia als
Derby-Siegerin in seine Fußstapfen treten sollte, mit seinem Sohn
Happy Change auf dem dritten Platz. So bleibt eben doch alles in der Familie...
Surumus
Bilanz als Rennpferd: 9 Starts, 3 Siege, 3 Plätze.
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