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Streikende Jockeys an den Zaun gestellt
Beim letzten Kölner Renntag am 21. November 1998 waren Rennleitung und ein Großteil der Spitzenjockeys geteilter Meinung über den Zustand des Geläufs. Während die Rennbahnprüfungs-Kommission den Boden am Morgen geprüft und für praktikabel befunden hatte, weigerten sich 11 Jockeys, ihre Ritte auszuführen mit der Begründung, es sei zu gefährlich. Die Rennleitung reagierte auf den "Streik" mit harten Strafen. Wochenlange Reitverbote waren die Folge.
Reitverbote wurden für Kevin Woodburn, Andrasch Starke (je
8 Tage), Andreas Boschert, Jiri Palik (je 7
Tage), André Best, Neil Grant, Raymond
Lüdtke, Billie Newnes (je 6 Tage), Alessandro
Schikora, Andreas Suborics und Georg Bocskai
ausgesprochen. Als Starftatbestände nannte die Rennleitung
verstöße gegen die Rennordnungsziffern 509/1 (Schädigung
des Ansehens des Rennsports), 590/18 (Erhebliche Störung
eines Renntages) und 594/4 (Nichtausführung angenommener
Ritte). Gegen diese Strafen können die Jockeys Berufung
einlegen. Hierbei ist es wichtig zu wissen, daß sich
das Reitverbot in Renntagen bemisst, von denen es bis Weihnachten
planmäß noch 8 geben soll. Woodburn und Starke
wären also für ganze vier Wochen vom Rennbetrieb
ausgeschlossen. Bei den verhängten Reitverboten handelt
es sich um das Höchstmaß des Strafenkatalogs der
Rennleitung.
Nach Ansicht des Direktoriums wurde der Ablauf der Veranstaltung erheblich gestört durch die vielen erforderlichen Reiterwechsel. Die oben genannten Jockeys wurden in 25 Fällen durch andere Reiter ersetzt. Außerdem wurden zahlreiche Pferde zurückgezogen, doch kann man dabei nur bedingt von einer Kausalität sprechen. Von 107 angebenen Galoppern waren nämlich bereits 16 Pferde vor dem offiziellen Nichtstarter-Termin um 9 Uhr morgens zurückgezogen worden. Weitere 13 wurden im Verlauf des Renntages gestrichen. In einer offiziellen Stellungnahme des Direktoriums heißt es: "Dem Köner Renn-Verein entstand trotz ausgezeichneten Besucherandranges somit ein Verlust (nach Generalkosten) von ca. 88.000 DM sowie ein sehr beträchtlicher Imageschaden. (Der Minderumsatz am Totalisator gegenüber der bei weniger gutem Wetter durchgeführten Vorjahresveranstaltung betrug trotz 1998 höherer Zahl an Rennen ca. 336.000 DM)."
Ein Verlust, den man wieder hereinzuholen versuchen wird, wie der offiziellen Erklärung zu entnehmen ist: "Nach Aussage des geschäftsführenden Vorstandsmitgliedes Dr. Christoph Berglar werden das Direktorium und die angeschlossenen durch den Umsatzausfall betroffenen Wirtschaftsunternehmen Datasport und DATEK den durch das Verhalten der Jockeys entstandenen Schaden zivilrechtlich geltend machen."
Unabhängig davon, ob ein solches Verfahren überhaupt möglich ist, sorgt der "Kölner Jockey-Streik" für eine weitere Spaltung von Aktiven, also Trainern und Jockeys, und offiziellen Stellen wie Rennleitung und Direktorium.
Der Vorfall wurde in der Lokal-Presse ausführlich behandelt, die "Kölner Rundschau" berichtete sogar auf der Seite 1 davon.
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